Damals - Eine Zeitreise durch 100 Jahre Großenritte

Veröffentlicht am 05.05.2024 in Allgemein

Großenritte war nicht immer ein Stadtteil von Baunatal. Bis zum Zusammenschluss war Großenritte das mit Abstand größte Dorf im Tal der Bauna, wobei Großenritte sich eher über die Bäche Lützel und Leisel definieren würde. 

Wir freuen uns sehr darüber, dass die frühere Kirchturmpolitik überwunden wurde und wir uns alle als Teil von Baunatal sehen, egal wo wir geboren wurden. Doch das kulturelle Erbe sollte nicht verloren gehen. Daher hat die SPD Großenritte im Rahmen des Programms "Kaffeeklatsch für Senioren und Junggebliebene" Reiner Heine dafür gewonnen, sein digirales Fotoalbum zu öffnen und die Jahre aus der Zeit von 1900 bis zur Stadtgründung noch einmal aufleben zu lassen. Reiner Heine, der an einer Chroni schreikbt, hat es auf wunderbare Weise verstanden, eine Zeitreise in Bildern zu organisieren und uns dabei in die Zeit mitzunehmen, als Großenritte eben noch das größte Dorf war. Aus dem Vortrag können wir an dieser Stelle nur einige Stationen aufgreifen, da die ganze Chronik den Rahmen sprengen würde.

1904 - Ende der Postkutschenära

Der erste einschneidende Zeitpunkt war der Übergang von der Zeit der Postkutschen in die Moderne. Im Jahr 1904, also vor genau 120 Jahren fuhr die letzte Postkutsche von der Poststation Großenritte (Hof "Orths") ab. Unmittelbar danach nahm die Kleinbahn Kassel-Naumburg den Zugverkehr mit Dampflokomotive und Personen- sowie Güterwagen auf:

Abfahrt der letzten Postkutsche
Abfahrt der letzten Postkutsche vom Hof Wicke ("Orths")

 

1930 Spielmannszug Großenritte (Arbeiterturn- und -sportverein)

Karneval und Kirmes in Großenritte waren schon immer Ereignisse, die weit über die Dorfgrenzen hinaus Beachtung fanden. Beim Karneval ist die GCG Großenritter Carnevals Gesellschaft noch heute auf großen Bühnen Deutschlands unterwegs. Der Spielmannszug des GSV Großenritte war und ist weiterhin ein Element der örtlichen Kultur. Als Spielmannszug des Arbeiter-Turn- und Sportvereins gegründet spielte er über Jahrzehnte bei allen dörflichen Veranstaltungen auf und brachte zur Kirmes jedem Haushalt ein persönliches Wunsch-Ständchen. Nicht jeder Ton hat dabei gesessen, zumal es jedes Mal ein Gläschen Schinkenhäger gab. Doch die Qualität und das musikalische Spektrum war immer bemerkenswert. In vielen Haushalten finden sich noch die im Selbstverlag vertriebenen Schallplatten der „Knüppelkapelle“.

Spielmannszug Großenritte 1930
Spielmannszug in Jahr 1930

1932 Ausgraben des Hünsteins mit Rektor Boley

Der „Riesenstein“ oder korrekt Hünstein genannte Monolith kann noch heute an dem nach ihm benannten Platz besichtigt werden. Doch lange Zeit lag er von einem Bauern tief unter seinem Acker vergraben und nur die Sage vom Riesen vom Hirzstein erinnerte an ihn, weil der sich über die Kirchbaunaer Kirche ärgerte und mit einem Stein danach warf, aber nur bis ins Feld hinter Großenritte traf. Schulrektor Boley konnte ihn schließlich lokalisieren und für dessen Ausgrabung sorgen. Er wurde danach am Wegesrand wieder aufgerichtet. Die Vertiefungen an dem Stein erinnern tatsächlich an die Abdrücke einer riesigen Hand.

Ausgrabung des Hünsteins
Der Hünstein wird aus seinem Grab befreit

 

1950 Fußball TSV Eintracht Großenritte

Die Fußballer der Eintracht Großenritte (Früher TSV, heute GSV) waren immer eine Macht in der Region. Sie spielten bis hinauf in die Hessenliga und fristen heute ihr Dasein in der Gruppenliga Kassel.

Bei diesem Bild aus dem Jahr 1950 erkannten viele der Gäste ihre Väter und Geschwister wieder.

Fußball gehört zur Großenritter DNA
Fußball gehört zur Großenritter DNA

 

1953 Handball TSV Eintracht Großenritte

Fußball oder Handball? Das war immer eine gewisse Rivalität innerhalb der Eintracht Großenritte. Beide waren immer recht erfolgreich, übertroffen nur noch von den Radballern. Heute spielen die Handballer in der 3. Liga und sind damit die erfolgreicheren.

Auf diesem Foto sind die legendären Spieler der 50er Jahre verewigt. Gäste des Kaffeeklatsches konnten viele Anekdoten beisteuern, als die Handballer für einen Moment wieder lebendig wurden.

Handball in Großenritte - eine Erfolgsgeschichte
Handball in Großenritte - eine Erfolgsgeschichte

 

1953 Steinbruch Großenritte

Wirtschaftlich war Großenritte vom Bauhandwerk und dem Basaltabbau im Steinbruch geprägt. Putzigerweise trugen sowohl die großen Zimmerer als auch die Bauunternehmer jeweils den gleichen Familiennamen.

Der Basalt des Großenritter Burgbergs war und ist von besonderer Qualität, allerdings waren die mit vertretbarem Aufwand erschließbaren Teile ausgebeutet. Daher wurde der Abbau eingestellt.

Über eine Werksbahn und Loren wurde der Schotter über den Trineweg und nahe der Straße Am Bahnhof bis zum Bahnhof Großenritte gebracht und dort verladen.

Unser Bild entstand im Jahr 1953 und zeigt die Werkslokomotive, eine Schmalspurbahn.

Werkslokomotive des Steinbruches
Werkslokomotive des Steinbruches

 

Richtfest der Kulturhalle am 2. Dezember 1955

Schon immer gab es in Großenritte Gastwirtschaften mit angeschlossenen Sälen. Doch die Sportler, die Karnevalisten und Veranstalter vermissten eine Spielstätte, bei der Sportveranstaltungen ausgetragen werden konnten und kulturelle Veranstaltungen ein würdiges Umfeld bekamen. Daher wurde der Bau eines Kulturhauses beschlossen, welches heute noch als Kulturhalle Großenritte im Wesentlichen so aussieht wie auf dem Bild des Richtfestes. Die Kulturhalle erhielt einen Anbau und musste im Zuge der Verschärfung von Brandschutzvorschriften die Zulassung als Versammlungsstätte abgeben.

Links im Hintergrund des Bildes ist übrigens eine Besonderheit. In dem dunklen Raum befindet sich eine Sprunggrube. Heute ist dort das Noten- und Stativlager des Spielmannszuges.

Rohbau des Kulturhauses Großenritte
Rohbau des Kulturhauses Großenritte