Besuch des Ortsvereinsvorstandes im AGAPLESION GERTRUDENSTIFT, Großenritte

Veröffentlicht am 03.03.2023 in Allgemein

Gutes Gespräch: Robert Szeltner, Bernhard Pammer, Kira Stickler, Dagmar Leise und Reiner Heine

Zu einem Gedankenaustausch über die Situation und die Zukunft der Altenpflege in Baunatal trafen sich die Ortsvereinsvorsitzenden Dagmar Leise und Robert Szeltner, sowie Reiner Heine mit dem Geschäftsführer des AGAPLESION GERTRUDENSTIFT, Bernhard Pammer und der Einrichtungsleiterin Kira Stickler. Letztere hatte eingeladen, sich vor Ort ein Bild im Gertrudenstift zu machen. Es war ein sehr gutes Gespräch mit vielen zum Teil nicht bekannten Informationen, die in politischen Planungen bedacht werden sollten. 

Das (gefühlt schon immer) zu Großenritte gehörende Gertrudenstift hat eine sehr, sehr lange Tradition und wandelte sich von einer kleinen Diakonischen Pflegeeinrichtung zu einem modernen und renommierten Pflegeheim für Alte und Junge Pflege. Auch eine Kindertagesstätte und Betreutes Wohnen gehören zum Komplex, dadurch ergibt sich ein ausgezeichnetes Gesamtkonzept in einer reizvollen Umgebung. Ende des Jahres 2021 traten finanzielle Probleme auf und die damalige Geschäftsführung musste wegen mangelnder Liquidität einen Insolvenzantrag für die „Junge Pflege“ und das Gertrudenstift e.V stellen. Der christliche Gesundheitskonzern AGAPLESION übernahm das Altenzentrum zum 01.04.2022 und führt es als Agaplesion Gertrudenstift gGmbH weiter. Die Insolvenz für das Altersheim wurde am 01.04.2022 aufgehoben und die nur für die Tochtereinrichtung Junge Pflege abgewickelt. Das zugehörige Betreute Wohnen, sowie die KITA waren nie von der Insolvenz betroffen.

Das Konzept der „Jungen Pflege“ ist gut. Dennoch kann dieser Bereich noch nicht fortgeführt werden, es ist aber ein Vorhaben in Planung. Man konzentriert sich derzeit auf das Pflegeheim. Im Betreutet Wohnen sind derzeit 7 von 27 Wohnungen nicht belegt. Dies sind aber zur Vermietung ausgeschrieben und können kurzfristig bezogen werden.

 

Blick auf die Pflegesituation in Deutschland:

Die Kommunen, soweit sie nicht Sozialhilfeträger sind, werden nicht an den Kosten der Pflege (Investitionskosten, Pflege-/Betreuungskosten und Verpflegung/Unterbringung) beteiligt. Die Pauschalen des Landeswohlfahrtverbundes reichen nicht, die Kosten einer menschenwürdigen Pflege zu decken. Darüber hinaus zahlen derzeit die Sozialämter ihre Leistungen schleppend und mit einer Wartezeit von 5 bis 8 Monaten.

Die Investitionskosten für ein behindertengerechtes Bauen übersteigen den Pauschalen Pflegesatz bei Weitem. Kostendeckend für eine qualitativ hochwertige und menschenwürdige Pflege mit gerechter Entlohnung 150.000,00 € pro Pflegeplatz. Pro Pflegeplatz werden bislang jedoch nur ca., 125.000,00 € erstattet, was dazu führt, dass Investitionen in zusätzliche Bauprojekte derzeit nicht vorgesehen sind. Diese Situation sollte politisch thematisiert werden, da immer mehr Pflegeplätze fehlen werden.  

Zurzeit gibt es im AGAPLESION GERTRUDENSTIFT eine Auslastung von 58%. Es gibt einen behördlich angeordneten Belegungsstopp, der nach Möglichkeit ab 1.4. aufgehoben werden soll. Danach soll und muss der Pflegebetrieb / die Belegung wieder hochgefahren werden. Im Zuge des Insolvenzverfahrens fanden keine Entlassungen des bestehenden Personals statt. Dem Personal der Junge Pflege wurde angeboten durch AGAPLESION übernommen zu werden und in der Altenpflegeeinrichtung zu arbeiten. Zurzeit werden trotz des Aufnahmestopps mehr VK beschäftigt, als refinanziert werden. Notwendig für die Kostendeckung wären 98% Belegung.
Dem Pflegepersonal wird viel Einsatz und Leidenschaft abverlangt. Die gesetzlich verlangte Pflege-Dokumentation ist umfangreich. Ein Veränderungsprozess ist zurzeit am Laufen. Dennoch ist qualifiziertes und motiviertes Personal kaum zu bekommen. Zur Qualitätsverbesserung werden intern und extern Schulungen für das Personal geboten, die technische Ausstattung wurde verbessert und nach und nach werden AGAPLESION Strukturen und Prozesse implementiert.
Es wurde beiderseitig gewünscht, zyklisch weitere Austausche vorzunehmen.