Besuch im Marie-Calm-Haus in Baunatal Großenritte am 09.03.2023

Veröffentlicht am 30.03.2023 in Allgemein

Sehr beeindruckt : Wolter Jungbauer, Dagmar Leise, Reiner Heine und Robert Szeltner mit Marta Tesfamariam (links)

Gemeinsame Wohnform für Mütter/Väter und Kinder

Wenn die Sonne über den Langenbergen untergeht, zeigt der Schatten der Kirchturmspitze in Richtung auf ein Fachwerkgebäude, in welchem junge Familien Hilfe und Unterstützung finden. Früher befand sich in dem Gebäude eine Gastwirtschaft, ein Tanzsaal und die katholische Kirche. Heute finden dort Eltern mit Kindern eine geschützte Umgebung im Marie-Calm-Haus des Arbeiter-Samariter-Bunds (ASB).

Bereits Ende der 70er-Jahre war hier ein privat geführtes, familiennahes Kinderheim in dem fünf Heimkinder betreut wurden. Anfang der 90er-Jahre wurde das ‚Marie-Calm-Haus‘ als stationäre Jugendhilfeeinrichtung für Mutter und Kind gegründet.

Indes wurde 1996 die ASB Gesellschaft für soziale Einrichtungen Hessen mbH gegründet, eine Einrichtung für Betreutes Wohnen von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung. Diese Leistung wird bis heute weitergeführt und wurde um den Bereich Hilfen zur Erziehung ergänzt. Im Jahr 2016 wurde letztlich das Marie-Calm-Haus vom ASB übernommen.

Die ASB Wohnen und Pflege GmbH, der das Marie-Calm-Haus im Bereich der zentralen Verwaltung angegliedert ist und deren Geschäftsführer Lars Peter den Ortsvereinsvorstand zu einem Besuch eingeladen hatte, hat weitere Einrichtungen in Guntershausen, Bad Emstal, Kassel, Lohfelden und in Südhessen.

Hier in Baunatal geht es um die Betreuung von Eltern mit Kleinkindern und Säuglingen, die in eigenen Wohnungen leben und dabei Unterstützung im Alltag benötigen. Im Landkreis Kassel gibt es keine vergleichbare Einrichtung.

12 Mitarbeitende sind im Einsatz, überwiegend mit Teilzeitstellen und darüber hinaus auch Praktikanten, die sich liebevoll um die bis zu 10 Personen kümmern, die das Marie-Calm-Haus gemäß der Betriebserlaubnis aufnehmen darf. Die Wohnungen sind jeweils ausgelegt für 1 Elternteil und 1 Kind. Eine Notfallwohnung muss vorgehalten werden. Der tatsächliche, aktuelle Bedarf ist höher. Daher wäre ein Ausbau sinnvoll. Auf dem Gelände besteht die Möglichkeit hierzu. Es steht aber derzeit nicht fest, ob es zu einer Erweiterung kommen wird.

Bedarf gibt es genug für solche Einrichtungen. Auslöser für eine Unterbringung sind in der Regel Überforderung in der Erziehung und in der Bewältigung des Alltags. Auftraggeber der Maßnahme sind die Jugendämter. Am Anfang wird eine schriftliche Vereinbarung über 2 Jahre in einem Hilfeplan (Ziele und Maßnahmen) getroffen. Dieser wird alle 6 Monate überprüft und ggf. überarbeitet.

Ein gewisses Maß an Selbständigkeit wird erwartet, da in der Nacht nur eine Rufbereitschaft vorhanden ist. Allgemein ist das Ziel, eine Stabilisierung der Eigenständigkeit zu erreichen.

Im Tagesablauf sind die Familien autark, es gibt aber viel individuelle Unterstützung bei den alltäglichen Abläufen. Beispiele: Ernährung, feste Abläufe, gemeinsames Mittagessen, Programm „Fit for Kids“, Umgang mit Geld, Behörden, Finanzangelegenheiten, Einkaufen, usw. Auch eine Schuldnerberatung wird vom Landkreis durchgeführt.

Über die bis zu 2 Jahre laufenden Maßnahmen hinaus ist in vielen Fällen Hilfe nötig, um die jungen Familien besser in den selbständigen Alltag zu integrieren.

Die Grundversorgung ist finanziell gesichert. Dennoch hat die Leitung des Hauses Ideen, für die Geld benötigt wird. Geldspenden (z.B. zu einem Zirkusprojekt) bzw. Sachspenden sind daher sehr willkommen. So wird aktuell z.B. ein neues Kinderspielhaus für den Garten gebraucht oder auch Kinderspielgeräte. Wer mithelfen will, kann sich auch ehrenamtlich einbringen.

Insgesamt war es wieder ein sehr gutes Gespräch mit intensivem Austausch. Wir haben viel über eine Einrichtung gelernt, an der wir immer mal wieder vorbei fahren, von der wir aber nicht mehr als die Fassade kannten. Es wurde vereinbart, in Verbindung zu bleiben.